Donnerstag, 21. April 2011

Kapitel 2 - Der Klarträumer

Wo geht man wohl zuerst hin, wenn man eine stehende Internetverbindung zur Verfügung hat und nicht weiß, was man machen soll? Genau: In eine wohlbekannte Internet-Enzyklopädie, die meine Deutschlehrerin stets falsch ausgesprochen hat.
Und während ich so zwischen den Seiten herumzappte, dachte ich darüber nach, was Marlen gesagt hatte, bevor wir uns verabschiedeten. "Wir sehen uns morgen, in der  Eisdiele, ja?" Dabei hatte sie gelächelt, so warm, wie ich es von ihr nicht oft gesehen hatte. Zumindest nicht in meine Richtung.
Es war 23.57 Uhr. Bis Morgen waren es nur noch wenige Minuten, doch was meinte Marlen mit morgen? Wann genau morgen? Ich zerbrach mir den Kopf darüber, bis ich zu müde war, um weiter darüber nachzudenken. Ich schaltete den Laptop aus und begab mich ins Bett. Aber irgendwie wollte es mir heute nicht so recht gelingen, einzuschlafen. Es war eine seltsame Mischung aus Vorfreude, Angst, Selbstmitleid, Eifersucht und Cola, die mich davon abhielt, in meinen Träumen zu versinken. Dabei war ein Traum jetzt genau das richtige, was ich brauchte, um einen Plan für morgen aufzustellen. Im Schlaf kamen mir immer die besten Gedanken.
Ich wälzte mich umher, von einer zur anderen Seite, auf den Bauch, auf den Rücken, probierte alles mögliche aus, doch ich konnte einfach nicht einschlafen. Ein müder Blick auf meinen Wecker sagte mir, dass es mittlerweile 4.32 Uhr war. Es hatte kaum noch Sinn zu schlafen, aber ich wollte Marlen nicht gähnend und mit Augenringen gegenübertreten. Ich versuchte mir, ihr Gesicht vorzustellen, aber als ich es gerade vor meinem inneren Auge gefestigt hatte, drehte es sich auf einmal um und lief davon. Da begriff ich, dass ich bereits träumte, und begann, mir diesen Traum einzurichten. Zunächst begab ich mich in mein Zimmer, in dem surrealerweise Ich selbst auf dem Bett lag und schlief. Ob ich genau so in Wirklichkeit dalag, konnte ich natürlich nicht beurteilen, aber seltsam war es dennoch. Ich beachtete mich selbst nicht weiter, setzte mich an meinen Schreibtisch und begann, schlafend nachzudenken. Das tat ich oft. Das schwierigste am Klarträumen war immer, nach erlangen des Bewusstseins den Traum zu festigen, damit er mich nicht sofort wieder zurück ins Unbewusste zerrte. Und während ich so an meinem Schreibtisch saß, fiel mein Blick auf unser altes Klassenfoto aus der zehnten Klasse. In Wirklichkeit stand es gar nicht da, aber mein Unterbewusstsein hatte es mir als Antwort in einem Goldrahmen auf den Tisch gestellt.
Mit einem Seufzer der Erleichterung wachte ich auf. Die Sonne schien mir durch den dünnen Vorhang ins Gesicht. Mein Wecker zeigte 8.38 Uhr an. Ich hatte einen Plan.

1 Kommentar:

  1. Bis hierher finde ich die Geschichte toll, die Überschriften finde ich cool :) Hoffentlich kommt noch mehr ;) Dein Seitendesign finde ich auch ganz gut, also zumindest oben^^

    LG Solle

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